Der Baron konnte sich ein siegessichere Grinsen nicht verkneifen... Wie immer unsichtbar flog Baron Finjamana der Drachenreiter, Erzmagier der Drachentiefe, einige Meter über den Boden, gerade so hoch, daß er sich leise und dennoch verständlich mit seinem Weggefährten, Baron Gregor von Tiefental, unterhalten konnte.

Sie beide lebten, arbeiteten und führten seit kurzer Zeit die Drachentiefe, ein großes Fort zwischen Tiefwasser und Baldurs Tor. Nachdem es erbaut wurde, machten sie sich auf die Suche nach umherstreifenden Monstern, um diese zu vernichten. Eine Sache des Rufs, keine Frage, denn wer reitet schon gerne an marodierenden Trollen oder gefräßigen Ettins vorbei?

Um Ettins hatten sich die beiden schon gekümmert, einen ließ Finjamana sogar in seinen Magierturm bringen...versteinert natürlich.

Doch nun waren sie auf eine Heerschar von Ungeheuern gestoßen, welche den beiden Freunden zahlmäßig um das 150fache überlegen waren. Ein ganzes Dorf hatten die stinkenden Orks dieser Gegend errichtet, selbst einen Schutzwall haben sie errichtet. Und wirklich, sie schienen sich richtig wohl zu fühlen in dieser Region. Ihr Dorf war umgeben von Hügeln und durchzogen von einem kleinen Bach- ideal zum Leben!

Den Blick über das Dorf schweifen lassend teilte Fin mit, etwa 320 Orks zu sehen, davon 260 kampffähig.

Schaffbar!

Der Erzmagier hatte seine mächtigsten Kampfzauber memoriert und wußte, daß gewöhnliche Orks ihn sowieso nicht vernichten konnten, schließlich war er ein Feenwesen, ein Fremlin. Und Gregor? Sein Harnisch war prunkvoll und sein Helmvisier bereits heruntergeklappt, er machte einen zuversichtlichen Eindruck.

Während er die dem Lager abgeneigte Seite des Hügels hinunterging, um sein Schlachtross zu besteigen, flog Fin auf eine Höhe von dreißig Metern über den Boden. Wie haßte er Orks, ständig überfielen sie Siedlungen, aßen Fremlins, Elfen und alles andere und machten keine Anstalten, sich zu kultivieren. Definitiv, so war sich der Fremlin sicher, sollte niemand der Orks diesen Tag überleben, für sie ging die Sonne heute das letzte Mal auf. Und wie dumm wuselten die Abarten herum, ein Gezeter, ein Gegrunze von unglaublicher Dummheit zeugend dröhnte in die feinen Ohren des Meisterdiebes, der Finjamana auch noch war. Er haßte sie tatsächlich und seine Aggressivität stieg...dennoch wirkte er zur Sicherheit erweiterte Unsichtbarkeit, man kann ja nie wissen!

Dann ging alles schnell und routiniert. Ein Feuerball auf den Versammlungsplatz der Orks riß bereits mindestens ein Dutzend Orks in Stücke, die Kinder nicht mitgezählt. Sodann ertönte Gregors Schlachtruf und er ritt los, direkt zu auf das Eingangstor.

Ein zweiter Feuerball zerstörte den stümperhaften Palisadenbau um das Tor völlig, die Wachen wurden zu lebenden Fackeln. Ihre Entsetzensschreie verstummten jedoch schnell, Orks, Kämpfer durch und durch, trauern nicht lange um Verluste.

Sie bewaffneten sich und stürmten zeitgleich mit der Explosion des zweiten Feuerballs auf Gregor zu, schließlich war er der einzig sichtbare.

Doch dies war ein weiterer Fehler der Dümmlichen. Gregor bremste sein Pferd und wartete, ungefähr dreißig Krieger stürmten auf ihn zu. Und dann entstand sie, eine mindestens 30 Fuß lange Metallwand entstand zwischen Gregor und den anstürmenden Orks, welche sogleich im Umfallen 2/3 der Angreifer unter sich begrub und tötete. Die wenigen, die dieser Falle entgangen waren, meinten nun jedoch, nah genug an Gregor herankommen zu können, um ihn in einen Nahkampf zu verwickeln. Es war ihr letzter Fehler, denn kurzerhand gab Gregor seinem Pferd die Sporen und spießte mit nur einem Lanzenangriff mehrere Körper auf. Leider nicht der Größe nach sortiert, dachte sich der Drachenreiter, der in diesem Augenblick den Anführer der Orks aus einer schäbigen Baracke treten sah. Sofort ließ er einen seiner mächtigsten Zauber los, Finjamanas Dimensionsriss. Das Geschoß, entstanden aus unbändiger Magie, schlug in den Körper des Anführers ein und riß ihn auseinander. Darauf schlug ein erneuter Feuerball ein, genau auf der Stelle, wo eben noch der Anführer stand. Somit konnten sich die beiden Schamanen nicht retten, ebenso wenig wie die vier Leibwachen des Stammesführers. Wie schnell und einfach es doch ging, schmunzelte der Magier.

Auch Gregor kam in Form, inzwischen kämpfte er am Boden, um den Orks den Eindruck einer Chance zu vermitteln. Sie umzingelten ihn und wurden Stück für Stück zerlegt. Als Gregor blutgebadet auf das Dorf zu lief, hatte er bereits mehr als ein Dutzend Orks auf dem Gewissen.

Finjamana deckte die größeren Gebäude des Dorfes mit Alurihls Feurigen Kugeln (1) ein, eine für jedes Dach. Natürlich bestanden die Baracken nur aus Holz und Stroh, sie brannten wie Zunder! Mehr Schreie ertönten, vermutlich hatten die Orkmütter ihre Kinder in den Baracken gelassen, damit sie nicht in Gefahr wären. Gregor bahnte sich den Weg, genau wie besprochen, in die Mitte des Versammlungsplatzes, nur wenige Verletzungen trug er bis dato davon. Tatsächlich klebten bereits so viele Fleischklumpen an seinem Morgenstern, daß er diesen gegen ein Schwert tauschen mußte. Mächtig fuhren seine Schläge in die Masse der Orks hinein, keine Gnade sollte es im Kampf geben. Und auch Finjamana suchte jetzt den Nahkampf, nachdem er einen langen, gegabelten Blitz ein eine größere Menge Opfer hat einfahren lassen. Seine beiden magischen Dolche durchschnitten unzählige Kehlen, denn er flog lautlos und noch immer unsichtbar durch das Dorf. Er haßte die Orks so abgrundtief, daß er auch vor kleineren Vertretern dieser Rasse keinen Halt machte, denn nur ein toter Ork ist ein guter Ork, so meint er.

Nach ungefähr zehn Minuten des Metzelns brannte das gesamte Dorf, nur auf Drängen Gregors hin durften einige Abarten der Waldrasse überleben. Finjamana hätte gerne alle vernichtet, doch angesichts dessen, daß das ganze Dorf brannte, sich ausplündern ließ und fast jeden Kämpfer verloren hatte (von den Schamanen und dem Häuptling mal ganz abgesehen), war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis richtige Monster kämen, um auch den Rest der ungeschützten Beute zu vertilgen.

Baron Gregor von Tiefental und Baron Finjamana der Drachenreiter waren sich beim Abmarsch aus den brennenden Trümmern über eines sicher: Um Orks brauchten sie sich in dieser Gegend nicht mehr sorgen...

 

Torben Link