Das Leben der Orks

Von Dalamar Rotmantel, Magier zu Höllenost, im Jahre 04 nach dem großen Krieg

Die Orks. Gehaßt, verfolgt, verachtet. Zu recht? Oft hört man zwar, daß sie Siedlungen überfallen, Bauernhöfe plündern oder sogar in den Krieg gegen Menschen ziehen, doch sind sie wirklich durch und durch böse? Der erst kürzlich beendete Krieg im Norden Wendors, in dem Hunderte von Menschen und doppelt so viele Goblinoide fielen,  eignet sich gut, um sich Gedanken über die Lebensart der Orks zu machen.

Orks, so zeigten Beobachtungen und Studien, sind etwas unzivilisierter als moderne Menschen, sie verhalten sich in Etwa wie unsere Vorfahren vor dreihundert Jahren. Sie sind abergläubisch und aggressiv, jedoch keineswegs ohne Kultur. So gibt es zum Beispiel feste Götter, denen sie huldigen und Schreine errichten. Sie kennen Münzwährungen, lernen sich auszudrücken und in einem geeigneten Umfeld ist es ihnen sogar möglich, Schreiben und Lesen zu lernen.

Die Ursache für den Haß auf die Orks liegt einfach darin, daß sie durchweg kriegerisch erzogen werden, in etwa so, wie die Barbaren im Nordosten unseres Kontinents. Sie werden geboren und lernen wenige Sommer später bereits, Speere herzustellen, Beute zu häuten und so weiter. Krieg, Kampf, Duell, Tod. Alles Dinge, mit denen ein Ork äußerst früh in Berührung kommt, daher ist es für ihn, ganz anders als für Menschen, normal, zu jagen, hetzen und zu töten. Tatsächlich neigen freilebende Orks auch viel weniger zu brutalen Tötungen, Folterungen und Massakern, als ihre Artgenossen, die von irgend jemanden heranerzogen werden. Da Orks als Söldner und kämpfende Sklaven beliebt sind, werden sie früh von zivilisierteren Personen, seien es Menschen, Drow oder andere Wesen, trainiert und am Ende liegt es an diesem unmoralischen Verhalten, daß viele Orks sich brutal und skrupellos verhalten.

Dennoch denke ich, daß ein friedliches Nebeneinander zwischen Menschen und Orks in den nächsten Jahrzehnten nicht möglich sein wird, es geht halt nicht, die Ideale der reinrassigsten Krieger mit denen des zivilisierten Menschen zusammenzubringen.

Aber Obacht: die Orks fielen im Norden ein, weil der vergangene Krieg ihnen natürliche Feinde und Nahrung genommen hat, nicht, weil sie einfach nichts besseres vor hatten.

Also fordere ich zwei Dinge ein: mehr Verständnis für das Verhalten freier Orks und, fast noch wichtiger, ein ständiges Bedenken des Satzes:

„Wer das Töten lernt, bleibt auf ewig Jäger“.

 

Torben Link